Karriereplanung - Teil 3: Ständige knallharte Selektion (ab 19 Jahre)
In der dritten Phase beginnt der schwierigste Teil für die jungen Spieler: es wird eine ständige knallharte Selektion.
Spätestens ab 19 Jahre sollten die Jungen schon im Kader oder erweiterten Kader der ersten Mannschaft sein. Sobald dieser Schritt getan ist, werden sich die jungen Fussballer mit den Profis messen.
Was bedeutet dies? Höheres Niveau, bessere und erfahrene Konkurrenz, viel mehr Druck, Geld, Medien und Agenten.
Höheres Niveau
Wenn die jungen Spieler es geschafft haben sich in das Kader der ersten Profi-Mannschaft zu spielen, dann fangen sie von vorne an.
Am Anfang werden sie Mühe mit dem höheren Spiel- und Trainingsrhythmus bekunden. Die Intensität und das Tempo werden sich gewaltig vom Nachwuchsfussball unterscheiden. Es wird alles viel schneller gehen und die Jungs werden eine Angewöhnungszeit brauchen. Die Trainingsbelastung wird viel höher sein und dadurch besteht eine grössere Verletzungsgefahr. Es ist enorm wichtig, dass gerade am Anfang die Jungen verletzungsfrei bleiben, damit sie Boden gutmachen können.
Bessere und erfahrene Konkurrenz
Jeder junge Spieler ist eine Konkurrenz für die arrivierten Profis. Dies bedeutet, dass die abgezockten Profispieler ihren Platz mit aller Macht verteidigen werden. Es geht um Geld, Sicherheit und Zukunft. Die jungen Fussballer werden extrem viel lernen und müssen unbedingt vom Verein und Berater gut begleitet werden. Sie müssen Geduld haben und trotzdem niemals aufgeben, gut trainieren und keine Angst haben. Die Jungs sollen es geniessen und alles dafür tun, die Arrivierten unter Druck zu bringen. Je frecher sie aufspielen (aber immer mit Achtung und Respekt), je schneller werden sie vom Trainerteam wahrgenommen.
Viel mehr Druck
Jeder von uns weiss wie es ist, eine Rede vor Leuten zu halten. Man kann sich sehr gut darauf vorbereiten, aber wenn das Publikum vor einem steht und darauf wartet was man zu sagen hat, entsteht eine Erwartungshaltung und wie nervös sind wir dann?
Genauso ist es für die jungen Kicker. Das Training ist das eine, aber in ein Stadion einzulaufen mit dem Publikum, Fernsehen, Medien und erfahrene Gegner ist das andere. Für die Jungen wird es eine neue Erfahrung sein. Falls ihnen einen Fehler unterlauft, können sie dies sofort spüren. Zu hoffen ist, dass ein Trainer da ist, der genau weiss, wie er mit jungen Talenten auf diesem Niveau umzugehen hat. Der Druck wächst natürlich auch mit den Medien. Die abgebrühten Sportjournalisten können einen Spieler in den Himmel loben oder auch mit ihrer Kritik einen Spieler zerfetzen. Dies ist nicht immer sehr förderlich, aber es gehört einfach zu einer Karriere dazu. Wichtig ist deshalb, dass besonders die Jungen auf die Medienarbeit vorbereitet werden.
Das liebe Geld
Dieses Thema ist unterdessen der entscheidende Faktor im Fussball. Dieses Geschäft bewegt jährlich Milliarden von Franken. Zuschauereinnahmen, Sponsoring Verträge, TV-Einnahmen, Preisgelder, Catering, Transfersummen und Spielergehälter.
Für die jungen Spieler bedeutet dies, dass sie zum ersten Mal in ihrer Karriere eine Gage/Lohn erhalten. Der Gehalt des Spielers zeigt die Wertschätzung und die Erwartungshaltung des Vereins. Je mehr Lohn ein Spieler bezieht, desto höher ist der Anspruch des Clubs. Bei den Jungen fängt es meistens (richtigerweise) mit niedrigen Löhnen an. Sie werden ein Fixum erhalten und dazu werden ihnen dann auch Einsatz- und Punkteprämien ausbezahlt. Der Spieler muss sich beweisen, dass er sein Geld wert ist. Falls er über gute Leistungen sich empfehlen kann, wird sein Berater mit dem Verein einen Vertrag mit höheren Bezügen aushandeln. Der junge Spieler muss mit besonderen Leistungen auffallen, damit dies der Fall ist.
Für die Talente der ersten Mannschaft ist es eine ganz neue Erfahrung, Geld für Ihr Hobby zu erhalten. Sie sehen bei den gestandenen Profis die Autos, Klamotten und schöne Frauen und hoffen insgeheim auch bald zu dieser Kategorie zu gehören. Da ist es ganz wichtig, dass das Umfeld des Jungen genau darauf achtet, dass der Jungprofi mit den Füssen am Boden bleibt und eine gesunde Demut behält. Das wird ihm in seiner weiteren Karriere extrem weiterhelfen. Er soll sich auf seine Weiterentwicklung konzentrieren. Wir fragen unsere Spieler stets: „Wie viel willst Du verdienen? Dann musst Du auch so gut spielen – und zwar konstant".
Geld ist ein Zeichen von Wert und Wertschätzung.
Medien
Für einen jungen Spieler ist es absolutes Neuland wenn ein Journalist ihnen nach dem Spiel das Mikrofon vor die Nase hält und Fragen über das Spiel, Gegner oder Schiedsrichter stellt. Die Müdigkeit, Anspannung und das Adrenalin ist noch nicht abgeklungen und trotzdem muss er vor laufender Kamera ein Interview abgeben. Auf diese Momente die jungen Spieler vorbereitet werden. Sie werden vom TV-Publikum und der Öffentlichkeit sofort wahrgenommen und erhalten unverzüglich ein Etikett um den Hals gehängt. Es ist wichtig, dass sie ihre Natürlichkeit behalten und trotzdem rhetorisch gut sind und sich nicht auf trügerische Schauplätze einlassen. Gute Medienarbeit soll gekonnt sein.
Sobald die Jungen ein paar gute Spiele abliefern, versucht die Öffentlichkeit sofort einen neuen Star zu kreieren. Dies ist besonders gefährlich, da die jungen Spieler mit medialem Lob und Tadel noch keine grosse Erfahrungen haben. Der Verein muss die Jungen begleiten und ihnen einen Medienprofi zur Seite stellen.
Agenten
Als krönender Abschluss zu dem Thema Karriereplanung wollen wir die Berater, Agenten, Manager und Spielervermittler nicht vergessen. Es lohnt sich heutzutage bereits in der 2. Phase (siehe Karriereplanung – Teil 2) einen fachkundigen und kompetenten Berater hinzu zu nehmen. Er kann einen jungen Spieler frühzeitig helfen, den richtigen Weg einzuschlagen. Der Junge sollte von einem Profi begleitet werden, da die Eltern sich in diesem Geschäft nicht wirklich auskennen (obwohl jeder von uns täglich Lebensmittel einkauft, sind wir alle noch lange nicht Lebensmittelexperten). Es muss ein Vertrauensverhältnis aufgebaut werden zwischen dem Jungen, Berater und den Eltern. Der Profi sollte mit dem Jungen eine realistische Planung ausarbeiten und „dieses Projekt" stets begleiten und die nötigen Korrekturen zusammen mit dem Jungen, Eltern und dem Verein einleiten.
Das klingt soweit toll, aber es tummeln sich ganz viele dubiose Figuren in diesem Geschäft herum. Im Fussball kann man extrem viel Geld auf schnelle Art und Weise verdienen. Es gibt Agenten die skrupellos schnelle Gewinne garnieren wollen. Sie hinterlassen meistens einen Scherbenhaufen und vernichten viele Karriere. Aber auch die Jungen und vor allem auch die Eltern gehen diesen abgezockten Haien meistens auf den Leim. Sie lassen sich von leeren Versprechungen und grossartigen Träumen blenden und merken erst später, dass auch im Fussball die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Einen Vergleich: Bei Wertpapieren, die grosse Gewinne versprechen (Gewinnmargen von 10-20 %), sollte man auch äusserst vorsichtig sein. Auch im Fussballgeschäft gibt es eine Logik und gewisse Mechanismen.
Ein seriöser und erfahrener Berater kann sehr hilfreich sein in der Karriereplanung des Sohnes. Informieren sie sich bei Trainern, Vereinen, anderen Eltern und bei SFV über den möglichen Berater.